Um zu wissen, wie Sie Wildbienen am besten schützen können, stelle ich hier ihre Lebensweise näher vor. Mit wenigen Ausnahmen leben Wildbienen solitär, also einzeln. Abgesehen von den brutparasitischen Arten legen die Weibchen ein Nest an, versorgen es mit Nektar und Pollen, legen ein Ei dazu und verschließen es. Die Larven entwickeln sich alleine und schlüpfen meist erst nach einen Jahr. Jede Biene hat dabei eine artspezifische Flugzeit, die mit der Blütezeit ihrer Nahrungspflanzen übereinstimmt. Lediglich bei den sozialen Arten, wozu bei uns vor allem die Hummeln zählen, gründet eine überwinternde Königin einjährige Nester, die im Herbst absterben. Es überwintern nur die Jungköniginnen.
Wildbienen zeichnen sich durch zwei wesentliche Spezialisierungen aus. Etwa ein Drittel aller Arten kann Pollen nur bei einer einzigen Pflanzenfamilie, -gattung oder -art sammeln. Diese Arten werden „oligolektisch“ genannt und sind auf ausreichend große Bestände ihrer Nahrungspflanzen angewiesen. Die nicht spezialisierten Bienen heissen „polylektisch“. Da viele dieser Pflanzen in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft immer seltener vorkommen, stellt diese ein echtes Lebensrisiko für diese Bienenarten dar. Eine Übersicht über wichtige Nahrungspflanzen finden sie hier. (Link auf Fenster o.ä.)
Die zweite Spezialisierung betrifft die Nistplatzwahl. Jede Bienenart nutzt ein spezifisches Substrat zum Anlegen ihrer Nester. Rund zwei Drittel aller Arten nistet dabei im Boden. Auch hier sind diese „endogäisch“ nistenden Arten sehr wählerisch. Manche benötigen Sandboden, andere lehmigen Boden, Steilwände, Boden mit niedriger oder hoher Vegetationsdeckung und vieles mehr. Ein Drittel aller Bienen nistet „hypergäisch“, also über dem Boden in Totholz, hohlen Stängeln oder anderen Öffnungen. Einige weitere Arten sind auf leere Schneckenhäuser als Nistsubstrat spezialisiert, oder sie mörteln ihre Nester selbst aus Lehm oder fertigen sie aus Harz.
Ein Drittel der Arten besitzt eine parasitiode Lebensweise. Gleich einem Kuckuck legen die Weibchen ihr Ei in das Nest einer Wirtsbiene, wo sich die Parasitenlarve anstelle der Wirtslarve entwickelt. Auch hier bestehen enge Spezialisierungen auf eine oder wenige Wirtsarten.
Sind alle diese Voraussetzungen erfüllt, kann eine Biene theoretisch in einem Biotop leben und sich dort auch fortpflanzen. Allerdings besitzen viele Arten noch besondere Ansprüche an das Klima sowie vor allem die Wärmegunst des Standortes. Zudem benötigen die Arten oftmals eine bestimmte Flächengröße bzw. auch eine bestimmte Anzahl von Nahrungspflanzen, um wirklich lebensfähige Populationen aufzubauen. Aus diesem Grund können längst nicht alle Arten in Städten, in Kleingärten oder auf Ackerstandorten gefördert werden. Viele Arten brauchen große zusammenhängende und möglichst naturnahe Standorte wie Magerrasen, Bienendünen etc., um zu überleben.