Die Honigbiene

Viele Mythen ranken sich um die Honigbiene und ihre Bedeutung für unsere Ökosysteme. Schon Einstein wusste angeblich, dass der Mensch fünf Jahre nach dem Aussterben der Honigbiene selbst aussterben würde. Dieses Zitat avancierte zum Leitspruch vieler Ökobewegungen und ist doch inhaltlich leider falsch. Zudem stammt es gar nicht von Einstein. Nachfolgend finden Sie einige Fakten rund um das beliebteste Nutztier vieler Menschen.

  • Die Honigbiene ist in Mitteleuropa inzwischen ein reines Haustier, welches nur noch in der Obhut und unter der Pflege des Imkers überleben kann. Die Wildform ist bei uns ausgestorben.
  • Honigbienen bestäuben längst nicht so effizient, wie das bisher immer angenommen wurde. Neuere Studien kommen zum Schluss, dass die Hauptleistung der Bestäubung auch bei Nutzpflanzen von anderen Insekten getragen wird. Neben Wildbienen sind dies vor allem Fliegen, Käfer, Schmetterlinge und zahlreiche andere Insektengruppen.
  • Ein Großteil unserer Hauptnahrungspflanzen wie Getreide oder Mais wird zudem vom Wind bestäubt, andere wie Kartoffeln oder Rüben wachsen ohne Bestäubung. Im Obstbau oder bei Beerenobst werden zunehmend gezüchtete Hummeln oder Mauerbienen eingesetzt, weil sie deutlich besser bestäuben als Honigbienen.
  • Es gibt kein Honigbienensterben. Die Anzahl der Honigbienen ging in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg, in Ostdeutschland vor allem auch nach der Wende stark zurück, weil es kaum noch Absatzmärkte für Honig gab und weil Nachwuchs bei den Imkern fehlte. Seit wenigen Jahren ist eine Zunahme der Honigbienenhaltung vor allem durch die Stadtimkerei zu verzeichnen.
  • Imker sollten davon Abstand nehmen, Honigbienenhaltung mit Verweis auf die Nützlichkeit der Honigbiene für Biodiversität zu vermarkten. Honigbienen haben rein gar nichts mit Biodiversität zu tun.

Gibt es eine Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen? Auch dieses Thema wird heftig diskutiert, daher will ich dazu Stellung beziehen:

  • Natürlich gibt es eine Konkurrenz zwischen Wildbienen und Honigbienen. Da beide Gruppen dieselben Ressourcen (Pollen und Nektar) nutzen, ist Konkurrenz ein natürliches biologisches Phänomen.
  • Honigbienen besitzen gegenüber Wildbienen einige Vorteile, um Nahrungsquellen besser auszubeuten. Sie sind länger am Tag aktiv, können bei niedrigeren Temperaturen fliegen, im Stock kommunizieren und sich damit auf ergiebige Nahrungsquellen spezialisieren, sowie alleine durch ihre Masse (mehrere zehntausend Arbeitsbienen pro Stock) viel ergiebiger Nahrung sammeln.
  • Ob diese Konkurrenz nun zum Tragen kommt, hängt jedoch von der Verfügbarkeit von Nahrung ab. Bei einem großen Nahrungsangebot ist die Konkurrenz natürlich weniger bedeutsam als bei einem geringen. Daher ist die Frage nach der Konkurrenz Wildbiene-Honigbiene auch sehr vom Einzelfall abhängig und kann nicht verallgemeinernd beantwortet werden.

Aus naturschutzfachlicher Sicht ist daher Folgendes zu fordern:

  • Da im Naturschutz das Verursacherprinzip gilt und die Honigbienenhaltung einen Eingriff in Biotope bedeutet, muss im Zweifel der Honigbienenhalter nachweisen, dass kein Schaden von den Honigbienen ausgeht.
  • Im Umkreis von fünf Kilometern um natursensible Wildbienenlebensräume (Naturschutzgebiete) sollte keine Honigbienenhaltung zugelassen werden.
  • Vor allem in Städten ist die Gesamtzahl der Honigbienenvölker zu regulieren. Es sollte zudem verhindert werden, dass vor allem im Sommer Wanderimker große Mengen an Völkern in die Städte transportieren.
  • Unmittelbar in der Nachbarschaft von Maßnahmen zur Förderung von Wildbienen (Blühflächen, Anlage von Nisthabitaten) sollten keine Honigbienenvölker aufgestellt werden.
  • Blühmischungen zur Förderung von „Bienen“ sollten stets für die Bedürfnisse von Wildbienen optimiert werden (mehrjährige artenreiche Wildblumenmischungen). Honigbienen profitieren dadurch genauso, während „Honigbienenmischungen“, die aus Kulturarten oder Phazelia, Sonnenblumen etc. bestehen, kaum von Wildbienen genutzt werden können.

Darüber hinaus ist zu fordern, dass wieder deutlich mehr Blüten in der Landschaft gefördert werden. Das entschärft die Konkurrenz, und auch viele andere Insektenarten finden damit Nahrung.

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